Corona-Reisen

Corona, was für ein schöner Name für derart hässliche Viren. Der Tod trägt eine aus Kränzen geflochtene Krone. Aber wir lassen uns nicht von ihm verführen, wir bleiben im Haus, halten Abstand und verschließen den Mund. Lockdown!

Was aber macht der Reisefreak in Zeiten geschlossener Grenzen? Er kann das Reisen nicht lassen und hat andere Wege gefunden. Er ist als „armchair traveller“ unterwegs. Dieses schöne Wort haben die Engländer für diejenigen gefunden, die zu hause mit Büchern auf dem Schoß, im Lehnstuhl sitzend, reisen.

So war ich, mit Ivo Andric als Reiseführer, in Bosnien unterwegs.War mit ihm Anfang des 19. Jahrhunderts in Travnik bei Wesiren und Konsuln im damals osmanischen Reich und habe zum dritten Mal die Brücke über die Drina besucht, eine Reise durch die Jahrhunderte.

Beim Blick ins gut gefüllte Bücherregal fällt die Entscheidung zur nächsten Reise schwer. Lieber von China aus  Die Reise in den Westen beginnen, mit Gulliver auf Reisen gehen, dem Freiherrn von Münchhausen auf seinen Wunderbaren Reisen folgen oder mit B.Traven Das Totenschiff  besteigen, was zumindest thematisch passen würde?

Ich könnte auch eine literarische Reiseagentur eröffnen. Meine erste Empfehlung wäre dann eine Reise mit José Saramago nach Portugal in Die Stadt der Blinden. Ein Narr, der Böses dabei denkt.

Oder doch lieber gleich die nächste eigene Reise planen und die Vorfreude im Herzen tragen?

Bis es soweit ist, streichele ich täglich einmal das Wohnmobil  und verspreche ihm, bald wieder gemeinsam auf Reisen zu gehen.

J. Hacker